Ria Deeg – ein Gießener Kopf der Herzen?
Als Ria Deeg 1987 die Goldene Ehrennadel der Stadt Gießen verliehen bekam, sagte der alte FDP-Stadtverordnete Friedel Eidmann, er sei „ erfreut darüber, dass eine Frau wie Maria Deeg, die sich für die Allgemeinheit eingesetzt habe, auf diesem Wege Anerkennung finde. Er halte es für vorbildlich, wie sich Frau Deeg nach dem Krieg für die Belange der Stadt eingesetzt habe. Er bedauere lediglich, dass Frau Deeg nicht schon bereits früher geehrt worden sei. Er freue sich über die Ehrung, obwohl man wisse, dass Frau Deeg der Kommunistischen Partei angehöre, sie sei seiner Meinung nach über alle politischen Diskussionen erhaben.“ Wirklich?
Ria Deeg, eine Frau aus der Arbeiterschicht zwischen Verehrung und Anfeindung, Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus, Zeitzeugin und Trägerin der Goldenen Ehrennadel der Stadt Gießen oder Kommunistin und Stalinistin und eines Denkmals in der Reihe der ‚Gießener Köpfe‘ unwürdig?
Wer war sie? Wie verliefen die Fronten 2022 im Stadtparlament? Warum wurde sie ein ‚Gießener Kopf der Herzen‘ für die Omas gegen Rechts? Was sagt das über die Erinnerungskultur der Gießener Stadtgesellschaft? „Das
Stadtparlament wird Ria Deeg nicht los“, titelte eine Gießener Zeitung.
Mit diesen Fragen soll sich der Vortrag auseinandersetzen.