Vortrag

Gefesselt mit Borten und Bändern. Die Tracht als Kommunikationsmittel in der dörflichen Gemeinschaft

Tracht begegnet uns heute nur noch bei volkstümlichen Veranstaltungen oder in den Vitrinen eines Museums. Mit der getragenen Tracht des 19. Jahrhunderts hat das nichts mehr zu tun. Meist fehlt der Kontext, in dem die Tracht getragen wurde. Für unterschiedliche Gelegenheiten gab es unterschiedliche Bekleidungsformen, für den Alltag, den Kirchgang, die Trauerzeiten - vorausgesetzt, man konnte sich das leisten. An der Tracht einer Frau ließen sich der soziale Status und der Familienstand ablesen.

Der Lern- und Erinnerungsort Notaufnahmelager Gießen

Im Sommer 2025 eröffnet im Meisenbornweg der Lern- und Erinnerungsort Notaufnahmelager Gießen. An diesem Ort kamen – grob gesprochen – zwischen Mauerbau und Mauerfall Flüchtlinge, freigekaufte politische Häftlinge und auch legal ausgereiste DDR-Bürger*innen zunächst in Gießen an. Auch wenn sie meistens nur wenige Tage blieben, bedeutete der Aufenthalt in Gießen doch die ersten Schritte in Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Durch den Umzug der HEAE innerhalb von Gießen kann der Lernort am authentischen Ort eingerichtet werden.

„Schieb die Verantwortung nicht weg!“ Der deutschlandweite Bürger*innenrat zum Thema sexueller Missbrauch

  Unter diesem Motto hat Wildwasser Gießen den ersten deutschlandweiten Bürger*innenrat zum Thema „sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche“ in Gießen umgesetzt. In Zusammenarbeit mit der UBSKM (Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung) wollten wir wissen, wie sich Bürger und Bürgerinnen zum Schutz für Kinder und Jugendliche erreichen lassen. Wir haben Ideen und Anregungen der Anwesenden gesammelt, in einem Ergebnisbericht veröffentlicht und in einer Pressekonferenz an den Oberbürgermeister Becher übergeben.

Die Erschaffung der Hausfrau

Im 20. Jahrhundert wird den Frauen in Westeuropa und Nordamerika suggeriert, dass es das Hausfrauenmodell seit jeher gab, es quasi natürlich sei. Tatsächlich ist es das Ergebnis von mehreren 100 Jahren wirtschaftlicher Veränderungen und patriarchaler Zuschreibungen. Der amerikanische Ökonom J.K. Galbraith formulierte es 1974 treffend: „Die Verwandlung der Frauen in eine heimliche Dienerklasse war eine ökonomische Leistung ersten Ranges. Diener für niedere Arbeiten konnte sich nur eine Minderheit der vorindustriellen Gesellschaft leisten.

Ria Deeg – ein Gießener Kopf der Herzen?

Als Ria Deeg 1987 die Goldene Ehrennadel der Stadt Gießen verliehen bekam, sagte der alte FDP-Stadtverordnete Friedel Eidmann, er sei „ erfreut darüber, dass eine Frau wie Maria Deeg, die sich für die Allgemeinheit eingesetzt habe, auf diesem Wege Anerkennung finde. Er halte es für vorbildlich, wie sich Frau Deeg nach dem Krieg für die Belange der Stadt eingesetzt habe. Er bedauere lediglich, dass Frau Deeg nicht schon bereits früher geehrt worden sei.

Henriette Fürth und die Gießener Zigarrenfabrikarbeiterinnen

Henriette Fürth, die in Gießen in einem liberalen, jüdischen Elternhaus aufgewachsen ist, fand sich nicht damit ab, dass sie als Frau und Jüdin keinen Zugang zu einer höheren Ausbildung hatte. Neben ihrem starken sozialen Engagement und in der Frauenbewegung widmete sie zahlreiche anerkannte sozial- wissenschaftliche Studien der Rolle der Frau. Eine ihrer Studien befasst sich mit der Lage verheirateter Fabrikarbeiterinnen in der Gießener Zigarrenfabrik und ihren Filialbetrieben in den Dörfern.

Frauenmigration aus der ehemaligen Sowjet-Union nach 1990

In den Jahren nach 1990 wurde eine Gruppe von Flüchtlingen aus den Ländern der ehemaligen UdSSR in der Bundesrepublik aufgenommen. Das wiedervereinigte Deutschland hatte sich aus humanitären Gründen entschieden, einem Kontingent von  220.000 Personen jüdischer Herkunft in der Bundesrepublik eine Bleibeperspektive anzubieten und sie – im Gegensatz zu anderen Flüchtlingsgruppen – mit einigen Privilegien auszustatten:

Seiten