"Das kunstseidene Mädchen"

Brunch mit Vortrag

Das kunstseidene Mädchen ist 1932 Irmgard Keuns großer Erfolg. Nach dem 1. Weltkrieg hatte sich das Bild der Frau sehr gewandelt: Die Röcke wurden kurz, die Haare auch. Durch die Industrialisierung gab es nun viele Arbeitsplätze in Büros für Frauen, leider schlecht bezahlt. Es reichte nicht für Seide, aber wenigstens für Kunstseide. Keuns schnodderiger Stil kommt nicht nur in Berlin gut an, auch ihr 1. Buch „Gilgi, eine von uns“ hat 1931 Erfolg. Die Nazis nennen das „Asphaltliteratur“, und Keun kann nicht mehr schreiben. Sie folgt erst ihrem jüdischen Verlobten in die USA; kehrt aber ernüchtert zurück und pendelt zwischen dem Elternhaus im Rheinland, Holland und Frankreich, lebt einige Zeit mit Joseph Roth. Sie schreibt weiter, über Exil-Erfahrungen, kann aber  nach 1945 nicht mehr an ihre Erfolge anknüpfen. Eine Ehe scheitert, Keun trinkt zu viel und nervt. Heinrich Böll hilft eine Weile, bis es ihm zu viel wird. Keun bekommt ein Kind, dessen Vater sie nicht nennt und um das sich oft Ämter und Freunde kümmern. Erst in den Siebzigern wird sie wieder entdeckt, ähnlich wie Marie Luise Fleisser. Irmgard Keun stirbt verarmt 1982.


 (Wenn die Corona-Zahlen „im guten Bereich“ bleiben, können wir den Brunch auch evtl. wie gewohnt anbieten)